Die Integration von Migranten in die Mehrheitsgesellschaft ist ein zentraler Aspekt der sozialen Politik.

Die Mehrheitsgesellschaft muss die Vielfalt als Bereicherung ansehen.

Die Minderheitsgruppen müssen in der Mehrheitsgesellschaft besser repräsentiert werden.

Der Dialog zwischen der Mehrheitsgesellschaft und den Minderheiten ist wichtig für den sozialen Zusammenhalt.

Die Mehrheitsgesellschaft hat die Verantwortung, Toleranz und Respekt gegenüber Unterschieden zu fördern.

Deshalb ist nicht die Frage relevant, warum ein Vertreter der jüdischen Gemeinschaft Elwi Ali Okaz seine Trauer und Solidarität bekundete, sondern die, warum es nicht auch einen massiven Besucherstrom oder Solidaritätsadressen von Vertretern der deutschen Mehrheitsgesellschaft gab?

Auch die zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfolgte Abkehr von orientalisierenden Synagogen und Hinwendung zu Synagogenbauten im zeitgenössischen Stil als Ausdruck des Integrationswillens deutscher Juden gegenüber der christlichen Mehrheitsgesellschaft hat ihnen nicht die ersehnte Anerkennung als Deutsche gebracht.

So haben die Ereignisse vom 11. September 2001 zwar zu Spannungen zwischen Mehrheitsgesellschaft und muslimischer Minderheit geführt, doch sind diese - von keinen entsprechenden Erfahrungen aus dem kollektiven Gedächtnis der Amerikaner angefacht - längst einem erneuten friedlichen Zusammenleben gewichen.

Für sie ist nicht nur das Verhältnis zur österreichischen Mehrheitsgesellschaft spannungsreich. Auch die Konflikte in Bosnien zwischen gemäßigten Akteuren und den so genannten Vehabije, den Wahabiten, spiegeln sich in der Ausrichtung dieser Vereine.

Denn einerseits wird der Islam in der Mehrheitsgesellschaft fälschlicherweise immer stärker mit Islamismus und Fanatismus gleichgesetzt. Andererseits "klagen Muslime über Ausgrenzungen und pauschale Ablehnung.

Für viele von ihnen scheint damit das eingetreten zu sein, was die israelisch-jüdische Mehrheitsgesellschaft schon lange befürchtet hat: Die sogenannte Palästinisierung der israelischen Araber als Nebeneffekt der Etablierung eines Staatswesens in den Palästinensergebieten.

Einige der Motive und Ursachen liegen auch in der fehlenden und mangelnden bzw. mangelnd empfundenen Integration in Deutschland sowie in der Benachteiligung durch die Mehrheitsgesellschaft.

Nach Ihrer Meinung widerspricht der Begriff der "Leitkultur" dem Recht auf Religionsfreiheit. Wieweit darf die Mehrheitsgesellschaft gehen den Minderheiten ihre Vorstellung von Demokratie, Religion und Geschlechterverhältnis vorzuschreiben? Wo liegen die Grenzen für die Minderheiten auf eigene religiöse Identität?

Ein Motiv ist ganz sicherlich die Lebenssituation hier: Es ist in vielen Fällen, beispielsweise bei den Attentaten von Madrid, der Fall gewesen, dass sozio-ökonomisch unterprivilegierte Jugendliche zu Tätern wurden. Sie haben sehr große Probleme mit einer Mehrheitsgesellschaft, die sie als rassistisch oder allgemein als feindselig wahrnehmen und die das sicherlich in Teilen ist.

Ich halte dieses Verhältnis zwischen dem späteren Terroristen und der Mehrheitsgesellschaft für einen der wichtigsten Aspekte. Dazu kommen radikalisierende Einflüsse aus seinem Heimatland, wie zum Beispiel Ideologien. Bei den Attentätern von Madrid waren das marokkanische Einflüsse, die meisten Attentäter waren Marokkaner.